Bill Laswell

Er spielt ein Instrument, das oft nicht ernst genommen wird. Den Bass. Bill Laswell ist ein Bassist ohne feste Band, ein freier Radikaler. Laswell engagierte sich in unzähligen Projekten im musikalischen Dreieck von Jazz, Dub und Weltmusik. Dabei arbeitete er mit so unterschiedlichen Größen wie Brian Eno, Dr. Israel, Nile Rodgers, Zakir Hussain, Mick Harris (Napalm Death) und Jah Wobble (PiL) zusammen. Das kommerziell erfolgreichste Musikstück, bei dem Bill Laswell seine Finger im Spiel hatte, ist „Rockit“ von Herbie Hancock, die erste Hitsingle, auf der gescracht wird.

Als Teenager ging Bill Laswell viel zu Konzerten. So besuchte er Konzerte von Jimi Hendrix, den Stooges und Funkadelic im Raum Detroit, Michigan, denn dort wohnte er. Als 14-jähriger erwischte Laswell ein Konzert des indischen Sitar-Spielers Ravi Shankar in der nahe gelegenen Universitätsstadt Ann Arbor. Ravi Shankar hatte einst George Harrison das Spielen der Sitar beigebracht.

„Auf dem Weg zum Konzert versetzte jemand unsere Drinks mit LSD. Ich hatte keine Ahnung davon, ich war ja erst 14 Jahre alt. Ich ging zu dem Konzert und natürlich blieb das nicht ohne Folgen. Es war die psychedelischste Musik, die ich jemals gehört habe, mit Tabla, Tanpura und Sitar. Das war nicht nur mein erstes Erlebnis mit LSD, sondern auch mit indischer Musik, und beides geschah zur selben Zeit!“

Das Erlebnis hinterließ Spuren und blieb nicht ohne Folgen. Im Jahr 1999 gründete Laswell mit dem indischen Tabla-Spieler Zakir Hussain und weiteren Musikern die Band Tabla Beat Science. Dazu muss man wissen, das Zakir der Sohn der Tabla-Legende Alla Rakha ist. Rakha hatte Ravi Shankar just an dem Abend in Ann Arbor (aber auch schon 1967 in Monterey) begleitet!

Weiter sagt Bill Laswell: „Ich habe immer eine psychedelische Qualität in der indischen Musik gesehen, besonders beim Spiel der Tabla. Es gibt da diesen konstanten Brummton, aber nur wenige dramatische Akkordwechsel, was eine Art von Trance erzeugt. Ja, vielleicht geht Tabla Beat Science direkt auf dieses Erlebnis zurück.“

Allerdings hatte Laswell in der Zwischenzeit an diversen Platten mitgearbeitet, die nicht unbedingt nach Erleuchtung klingen. So nahm er 1982 mit seiner Band Material die Platte „One Down“ auf. Trotz Unterstützung von Nile Rodgers und Whitney Houston klingt das Album, als wäre es auf einem Taschenrechner programmiert worden. Auch die Zusammenarbeit mit Nile Rodgers an Mick Jaggers erstem Soloalbum „She’s the Boss“ stellt keine Glanzleistung dar. Gelungener hingegen ist seine Kooperation mit John Lydon und dessen Public Image Limited bei „Rise“ und mit Peter Gabriel bei dessen Song „In Your Eyes“ (1986).

Im Dezember 1994 ermöglichte Bill Laswell mit einem Darlehen von 1000 US-Dollar die Gründung von WordSound Recordings. Das New Yorker Label spezialisierte sich auf Hip-Hop, Dark Ambient und Mystic Dub und bot alternativen Künstlern – wie Dr. Israel, Spectre the Ill Saint, Prince Paul, Scotty Hard und Bill Laswell – einige Zeit eine musikalische Heimat.

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Quelle
Bass – Time – Continuum, Philzone.com interviews Bill Laswell, 2002.

Veröffentlicht von

andileser

Ich bin außer mir.